Wissenslücken bedrohen die Zahngesundheit der Nation
Ein erschreckendes Bild zeichnet die aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Marketagent: Vier von fünf Österreicher:innen wissen nicht genau, wann sie einen Kieferorthopäden oder Parodontologen aufsuchen sollten. Diese erschütternde Erkenntnis wirft ein grelles Licht auf die Defizite in der Vorsorge für Kiefer und Zahnfleisch, die langfristig dramatische Folgen haben könnten.
Warum die richtige Vorsorge entscheidend ist
Prophylaxe und Früherkennung sind das A und O, wenn es darum geht, schwere Spätfolgen bei Zahnfleisch und Kiefer zu verhindern. Experten raten, dass bereits Kinder im Alter von vier Jahren einen ersten Besuch beim Kieferorthopäden zur Klärung etwaiger Fehlentwicklungen absolvieren sollten. Eine parodontologische Untersuchung auf mögliche Schäden am Zahnfleisch ist aus medizinischer Sicht jedenfalls ab einem Alter von 12 bis 14 Jahren geboten. Doch wie die Umfrage zeigt, gibt es hier massive Wissenslücken.
Statistiken, die zum Nachdenken anregen
Die repräsentative Befragung von 1.060 Personen ergab, dass 90 Prozent der Österreicher:innen der Meinung sind, man solle jährlich ein- oder zweimal zum Zahnarzt gehen. Doch bei der Frage nach der Wichtigkeit von Untersuchungen über Karies hinaus, wussten lediglich 20,4 Prozent, wann ein Besuch bei Fachzahnärzten für Kieferorthopädie geboten wäre. Noch erschreckender: Nur 9,9 Prozent der Befragten wussten, wann eine parodontologische Untersuchung nötig ist.
Die Experten schlagen Alarm
Silvia Silli, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Kieferorthopäden (VÖK), und Michael Müller von der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP) sind sich einig: „Offensichtlich müssen wir noch viel mehr über unsere Tätigkeiten informieren.“ Besonders die Parodontologen haben Grund zur Sorge, denn in der Generation Z wissen nur 35,5 Prozent, was Parodontologen eigentlich machen.
Gesundes Zahnfleisch als Grundvoraussetzung
Gesundes, entzündungsfreies Zahnfleisch ist die Basis für jede weitere zahnärztliche Maßnahme, insbesondere auch für kieferorthopädische Behandlungen. Der Grundstein dafür könnte und sollte beim regelmäßigen Zahnarztbesuch gelegt werden, was jedoch oft nicht geschieht. „Viele Zahnärzte machen zwar Mundhygiene und Karieskontrolle, aber nicht das Zahnfleisch sondieren“, erklärt Müller. Die Folgen sind verheerend: Krankheiten wie Parodontitis werden zu spät erkannt, was zu vorzeitigem Zahnverlust und hohen Kosten für das Gesundheitssystem führen kann.
Die Bevölkerung fordert mehr Unterstützung
In der Umfrage sprachen sich 74 Prozent der Befragten dafür aus, dass die Krankenkassen die Kosten für eine parodontologische Grunduntersuchung übernehmen sollten. Diese Untersuchung würde sicherstellen, dass Erkrankungen und Fehlentwicklungen rasch erkannt und mit geringem Aufwand abgewendet werden können.
Ein Blick in die Zukunft
Die Ergebnisse der Umfrage sind ein Weckruf an die Politik und die Gesundheitsbehörden, die Zahngesundheit stärker in den Fokus zu rücken. Experten fordern eine umfassendere Aufklärungskampagne, um das Bewusstsein der Bevölkerung für die Wichtigkeit von parodontologischen und kieferorthopädischen Untersuchungen zu schärfen. „Es ist entscheidend, dass wir den Menschen die Bedeutung dieser Fachbereiche nahebringen“, betont Silli.
Fazit: Handlungsbedarf ist dringend
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass es in Österreich großen Handlungsbedarf gibt, um die Wissenslücken in der Bevölkerung zu schließen und die Zahngesundheit langfristig zu sichern. Eine stärkere finanzielle Unterstützung durch die Krankenkassen könnte ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung sein. Die Zeit zu handeln ist jetzt, bevor es zu spät ist.