EINZELHANDEL IN DER KRISE: Kann das Weihnachtsgeschäft die Rettung bringen?

Redaktion

Einzelhandel unter Druck: Die Zahlen lügen nicht!

Am 7. November 2025 veröffentlichte der Handelsverband in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) einen alarmierenden Konjunkturreport über die aktuelle Lage des österreichischen Einzelhandels. Die Ergebnisse zeichnen ein düsteres Bild: Trotz eines nominalen Umsatzzuwachses von 3,3% in den ersten neun Monaten des Jahres, bleibt der reale Zuwachs mit 1,5% weit hinter den Erwartungen zurück. Besonders erschreckend ist der anhaltend hohe Kostendruck, der vor allem durch die Energiekosten getrieben wird und zu steigenden Insolvenzen und rückläufiger Beschäftigung führt.

Was bedeutet ’nominal‘ und ‚real‘?

Um diese Zahlen besser zu verstehen, müssen wir die Begriffe ’nominal‘ und ‚real‘ klären. Der nominale Umsatz bezieht sich auf die tatsächlichen Einnahmen, ohne Berücksichtigung von Inflation oder Preisänderungen. Der reale Umsatz hingegen berücksichtigt diese Faktoren und zeigt die Kaufkraft der Einnahmen. Ein nominaler Anstieg kann also irreführend sein, wenn die Inflation hoch ist.

Inflation und ihre Treiber

Die Inflation in Österreich lag im Oktober bei 4%, deutlich über dem Euro-Raum-Durchschnitt von 2,1%. Die Hauptschuldigen: steigende Energiepreise und der Dienstleistungssektor. „Der Preisauftrieb in Österreich ist im internationalen Vergleich besorgniserregend“, erklärt Jürgen Bierbaumer, WIFO-Ökonom. Diese Entwicklung belastet nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Unternehmen, die mit steigenden Betriebskosten kämpfen.

Historischer Kontext: Warum sind die Energiepreise so hoch?

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Energiepreise schon seit Anfang der 2020er Jahre steigen. Gründe dafür sind geopolitische Spannungen, der Übergang zu erneuerbaren Energien und die Reduzierung von fossilen Brennstoffen. Diese Faktoren haben die Kosten für Strom und Gas in die Höhe getrieben.

Insolvenzen und Arbeitslosigkeit: Eine besorgniserregende Entwicklung

Im dritten Quartal 2025 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 2,5% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen ist der Handel, wo 190 Insolvenzen verzeichnet wurden, ein Anstieg von 13%. „Nahezu jede fünfte Insolvenz betrifft den Handel“, bestätigt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. Diese Insolvenzen führen zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit: Im Oktober 2025 waren über 45.000 Menschen im Handel arbeitslos, ein Anstieg von 3.633 Personen im Vergleich zum Vorjahr.

Vergleich mit Deutschland

Im Vergleich zu Österreich zeigt Deutschland eine bessere Performance. Die Zuwachsraten der realen, kalenderbereinigten Nettoumsätze waren sowohl im August als auch im September höher als in Österreich. Dies könnte auf eine stabilere Wirtschaftspolitik und geringere Abhängigkeit von importierten Energiequellen zurückzuführen sein.

Die Hoffnung: Das Weihnachtsgeschäft

Traditionell ist das Weihnachtsgeschäft ein Lichtblick für den Einzelhandel. Der Erwartungsindex der Händler hat sich gegenüber dem Vormonat leicht verbessert, was auf eine optimistischere Stimmung hindeutet. „Das Weihnachtsgeschäft könnte die dringend benötigte Wende bringen“, hofft ein Branchenexperte. Doch diese Hoffnung ist mit Vorsicht zu genießen: Die hohe Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit könnten die Kauflaune der Konsumenten trüben.

Auswirkungen auf den Alltag der Bürger

Für die österreichischen Bürger bedeutet die aktuelle wirtschaftliche Lage vor allem eines: Unsicherheit. Die steigenden Lebenshaltungskosten und die Angst vor Arbeitslosigkeit belasten viele Familien. Gleichzeitig führt die hohe Sparquote von 11% dazu, dass weniger Geld für Konsum ausgegeben wird, was den Einzelhandel zusätzlich unter Druck setzt.

Ein Blick in die Zukunft

Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert das WIFO eine durchschnittliche Inflation von 3,5%, für 2026 wird ein Rückgang auf 2,4% erwartet. Dies würde eine Entlastung für die Bürger und Unternehmen bedeuten. Dennoch bleiben die Herausforderungen groß. Besonders die angekündigten Gebührenerhöhungen der öffentlichen Hand könnten die Preisdynamik weiter anheizen.

Politische Maßnahmen und ihre Bedeutung

Die Regierung steht unter Druck, Maßnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Potentielle Schritte könnten Subventionen für energieintensive Unternehmen oder steuerliche Erleichterungen für den Handel umfassen. Doch solche Maßnahmen sind umstritten und könnten den Staatshaushalt belasten.

Fazit: Eine ungewisse Zukunft

Der österreichische Einzelhandel steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Hoffnung auf ein starkes Weihnachtsgeschäft ist groß, doch die wirtschaftlichen Herausforderungen sind enorm. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik die richtigen Maßnahmen ergreift, um die Branche zu unterstützen und den Bürgern eine wirtschaftlich sichere Zukunft zu bieten.